Zum Inhalt springen

Hilfen kosten den Konzern 381 Millionen Euro Tui zahlt letzte Rettungskredite an den Staat zurück

In der Corona-Krise wurde der weltgrößte Reisekonzern mit insgesamt 4,3 Milliarden Euro vor dem Untergang bewahrt. Nun zahlte Tui die letzte Tranche an den Wirtschaftsstabilisierungsfonds zurück. Auch für den kein schlechtes Geschäft.
Land in Sicht: Tui-Kreuzfahrtschiff vor dem Strand von Valencia

Land in Sicht: Tui-Kreuzfahrtschiff vor dem Strand von Valencia

Foto: Rober Solsona / dpa

Der neue Vorstandschef des weltgrößten Reisekonzerns Tui konnte seine Freude kaum verhehlen, gilt der ehemalige Controller Sebastian Ebel (60) doch als Zahlenfreak . "Dies ist ein sehr wichtiger Tag für die Tui", sagte er an diesem Freitag. Sein Unternehmen hat nämlich die Finanzhilfen des deutschen Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) aus der Corona-Krise wie geplant zurückgezahlt. Dank der Einnahmen aus der jüngsten Kapitalerhöhung überwies der Konzern dem WSF nach eigenen Angaben die letzte Tranche: 750 Millionen Euro. In der Summe sind auch Zinsen enthalten sowie ein Ausgleich dafür, dass der staatliche Fonds auf das Recht zum Umtausch der Hilfen in Tui-Aktien verzichtet.

Damit kommt einer der am hitzigsten diskutierten Fälle staatlicher Hilfen während der Corona-Pandemie zu einem Ende. Mit dem massiven Einsatz von Steuergeld hatte die Bundesregierung damals versucht, taumelnde Unternehmen zu retten. Dafür hatte sie direkt im März 2020 den WSF geschaffen, der bis zu 500 Milliarden Euro für Kreditgarantien und Eigenkapitalmaßnahmen zur Verfügung hatte. Neben der Lufthansa, die ihre Hilfen bereits vor längerer Zeit komplett zurückgezahlt hatte, war Tui der prominenteste Fall. Anders als etwa bei der Airline war damals die Frage gestellt worden, warum der Staat einen Reisekonzern retten soll.

Der WSF und die staatseigene Förderbank KfW hatten Tui nach dem Geschäftseinbruch infolge der Pandemie mit Kapitalspritzen, Anleihen und Kreditlinien von zusammen rund 4,3 Milliarden Euro vor dem Untergang bewahrt. Davon entfielen 1,2 Milliarden auf den WSF. Einen Teil der Summe hatte Tui schon im vergangenen Jahr zurückgezahlt. Jetzt folgte der letzte Teil der WSF-Hilfen, bestehend aus der Stillen Einlage I, einer Optionsanleihe und den zugehörigen Zinsen und Ausgleichszahlungen. Als letzter Teil der staatlichen Absicherung bleibt vererst die nicht gezogene Kreditlinie der KfW; deren Höhe wird aber auf 1,1 Milliarden Euro reduziert.

Der Staat sieht seine Ziele erreicht. Aus Sicht des WSF hat der Konzern seine pandemiebedingten Probleme nun hinter sich gelassen. "Damit findet die Stabilisierung der Tui AG durch den Wirtschaftsstabilisierungsfonds ein erfolgreiches Ende", sagte Eva Grunwald, die Geschäftsführerin der Finanzagentur des Bundes. Und ein Verlustgeschäft war es auch nicht. Insgesamt hat der Konzern für die gewährten Hilfen an Zinsen, Gebühren und sonstigen Abgaben 381 Millionen Euro zusätzlich an den WSF gezahlt. Im Fall der Lufthansa hatte der Staat ebenfalls Gewinn gemacht und das übernommene Aktienpaket nach der Krise mit 760 Millionen Euro Gewinn verkauft.

Erst vor wenigen Tagen hatte der Reisekonzern mithilfe einer Kapitalerhöhung rund 1,8 Milliarden Euro frisches Geld von Aktionären hereingeholt. Mit dem Erlös zahlt Tui nach eigenen Angaben neben den Staatshilfen auch Bankenkredite zurück.

Der Vorstand um Sebastian Ebel sieht den Konzern dank der jüngsten Schritte und der gestiegenen Nachfrage nach Reisen in gestärkter Verfassung, um das Geschäft mit dem Urlaub weiter auszubauen. "Wir senken damit unsere Verschuldung und die Zinskosten und erwarten fürs laufende Geschäftsjahr bereits einen besseren Netto-Verschuldungsgrad als im Jahr 2019", sagte Finanzvorstand Mathias Kiep.

lhy mit dpa