Luftverkehr:Lufthansa entschädigt jüdische Reisende

Luftverkehr: Im Mai verweigerte die Lufthansa einer großen Gruppe jüdisch-orthodoxer Reisender den Weiterflug nach Budapest, weil einige in der Gruppe zuvor das Masketragen verweigerten.

Im Mai verweigerte die Lufthansa einer großen Gruppe jüdisch-orthodoxer Reisender den Weiterflug nach Budapest, weil einige in der Gruppe zuvor das Masketragen verweigerten.

(Foto: Hannes P. Albert/dpa)

Eine große Gruppe von 128 Passagieren aus New York war im Mai mit der Lufthansa unterwegs. Bei einem Zwischenstopp in Frankfurt kam es zum Eklat - und die Fluggesellschaft sah sich dem Vorwurf des Antisemitismus ausgesetzt.

Die Lufthansa hat jüdische Reisende finanziell entschädigt, denen im Mai wegen eines Streits um das Tragen von Masken pauschal der Weiterflug nach Budapest verweigert worden war. Man habe mit der "überwiegenden Mehrheit der Passagiere" eine Einigung erzielt, sagte ein Unternehmenssprecher und bestätigte damit einen Bericht des Branchendienstes Simple Flying, der als erstes über die Einigung berichtet hatte.

Der Lufthansa-Sprecher äußerte sich nicht zu den Details der Vereinbarung. In dem Magazinbericht heißt es, jeder der 128 betroffenen Passagiere habe 21 000 US-Dollar erhalten, umgerechnet etwas mehr als 20 000 Euro also. Damit habe der Vorfall die Fluglinie etwa 2,6 Millionen Euro gekostet. Weitaus schlimmer ist jedoch vermutlich der Eindruck, der damals entstanden ist. Die Fluglinie sah sich dem Vorwurf des Antisemitismus ausgesetzt und erwies sich in jener Situation als nicht fähig, eine geordnete und nachvollziehbare Kommunikation zu betreiben.

Was war passiert? Am 4. Mai dieses Jahres war eine große Gruppe orthodoxer Juden von New York nach Budapest unterwegs, mit Zwischenstopp auf dem Frankfurter Flughafen. Beide Flüge absolvierten sie mit der Lufthansa. Offenbar weigerten sich einige Passagiere auf dem Transatlantikflug, Corona-Schutzmasken zu tragen. Daher entschied sich die Lufthansa, den Weiterflug nach Budapest zu verweigern. Als Ausschlusskriterium diente der Airline aber offenbar allein das äußere Erscheinungsbild der Passagiere. Allen äußerlich orthodox-jüdisch aussehenden Passagieren wurde der Flug gestrichen. Von dem Vorfall existiert auch ein Video, das offenbar einer der Betroffenen aufgenommen hat.

Im Nachhinein musste sich die Lufthansa entschuldigen. Es sei falsch gewesen, "dass der größeren Gruppe die Weiterreise nicht ermöglicht wurde, anstatt diese Entscheidung auf einzelne Personen zu beschränken", hieß es in einem Statement des Unternehmens. Lufthansa-Chef Carsten Spohr entschuldigte sich damals bei Vertretern der Jüdischen Gemeinde in Deutschland. Außerdem schrieb er in einem Brief an die Belegschaft: "Antisemitismus hat bei Lufthansa keinen Platz. Das Vorgehen hätte so nicht passieren dürfen und muss jetzt lückenlos aufgeklärt werden."

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