«Tapfere Städte»: Reiseveranstalter will Touristen in ukrainisches Kriegsgebiet locken

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«Tapfere Städte»Reiseveranstalter will Touristen in ukrainisches Kriegsgebiet locken

In der Ukraine herrscht Krieg, seit Russland in das Land einmarschiert ist. Trotzdem bietet die Plattform Visit Ukraine.Today Reisen in das Land an. Der Reiseveranstalter versucht sich vom Sensationstourismus abzugrenzen. 

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Darum gehts

Rund sechs Monate nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine will die Online-Plattform Visit Ukraine.Today Touristinnen und Touristen in das Land locken. Laut «CNN Travel» kein Scherz, sondern voller Ernst des Gründers und Geschäftsführers der Plattform, Anton Taranenko.

Im letzten Monat habe Visit Ukraine.Today geführte Tagestouren zu den sogenannten Tapferen Städten gestartet, die den russischen Angreifern getrotzt haben und weiterhin Widerstand leisten. Sie bieten Reisenden einen Einblick in das Leben des Landes inmitten des Konflikts. Tod und Zerstörung als Nebeneffekt, sozusagen. 

«Begeben Sie sich jetzt auf eine Reise in die wunderbare Ukraine», heisst es auf der Website der Agentur.

«Begeben Sie sich jetzt auf eine Reise in die wunderbare Ukraine», heisst es auf der Website der Agentur. 

Screenshot Website / Visit Ukraine.Today

Bisher rund 150 Tickets verkauft

Trotz internationalen Warnungen vor Reisen in das kriegsgebeutelte Land habe die Agentur bisher rund 150 Tickets verkauft, schreibt «CNN Travel» weiter. Die Webseite mit Informationen über sichere Reisen in die und aus der Ukraine verzeichne zudem monatlich 1,5 Millionen Zugriffe, rund 50 Prozent mehr als vor der russischen Invasion. 

Immer wieder kommt es in der Ukraine zu Kriegsverbrechen und Angriffen auf Zivilistinnen und Zivilisten, so wie in Butscha, einem Vorort von Kiew, im April 2022.

Immer wieder kommt es in der Ukraine zu Kriegsverbrechen und Angriffen auf Zivilistinnen und Zivilisten, so wie in Butscha, einem Vorort von Kiew, im April 2022.

IMAGO/Le Pictorium

Die Tour biete unter anderem Spaziergänge, die an zerbombten Häusern und zerstörten Gebäuden vorbeigehen. Auch die Gefahr, auf eine Landmine zu treten, sei dabei nicht ausgeschlossen. Trotzdem will sich Taranenko vom Sensationstourismus abgrenzen, wie er der Zeitung mitteilt. Er wolle mit seinen Kriegstrips der Ukraine die Chance geben, den Widerstandsgeist ihrer Bürgerinnen und Bürger hervorzuheben. So wolle er auch zeigen, dass «ein neuer Geist auf der Strasse» entstehe. 

«Vielleicht sieht man auf einer Strasse, dass kürzlich eine Bombe eingeschlagen ist und auf der anderen Strassenseite sind ein paar Freunde, die in einem wiedereröffneten Bistro nettes traditionelles Essen essen», soll Taranenko weiter gesagt haben. Entgegen Kriegsbildern, die in den Nachrichten gezeigt würden, wolle er aufzeigen, dass das Leben in der Ukraine weitergehe. 

Nebst Bar-Tours bietet der Veranstalter auch Familien-Trips oder Fotoshootings mit Pferden oder River-Rafting in der Ukraine an. Das EDA rät von Reisen in das Land ab. Schweizerinnen und Schweizer, die sich im Land befinden, wird empfohlen, das Land mit eigenen Mitteln so schnell wie möglich zu verlassen, wenn dies möglich und sicher erscheint, lautet der Text auf der Webseite.

Beschäftigt dich oder jemanden, den du kennst, der Krieg in der Ukraine?

Hier findest du Hilfe für dich und andere:

Fragen und Antworten zum Krieg in der Ukraine (Staatssekretariat für Migration)

Kriegsangst?, Tipps von Pro Juventute

Beratungsangebot (Deutsch, Ukrainisch, Russisch), von Pro Juventute

Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143

Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147

Anmeldung und Infos für Gastfamilien:

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